Palmsonntag

feiertage-palmsonntagDer Palmsonntag trägt in der römisch-katholischen Kirche die Bezeichnung Dominica in Palmis de passione Domini. In der evangelischen Kirche heißt er Palmarum. In beiden Fällen handelt es sich um den selben Tag – nämlich den sechsten Sonntag der Fastenzeit. Es ist damit der Sonntag vor Ostern. Er läutet auch die Karwoche ein.

Alle christlichen Konfessionen – egal ob katholisch, protestantisch, freikirchlich oder orthodox – gedenken an diesem Tag den Einzug von Jesus Christus in Jerusalem. Das dortige Volk jubelte ihm zu und streute Palmzweige als Zeichens seines Königtums. Palmen waren in der Antike vielfach heilige Bäume, denn sie standen schon damals als Sinnbild für das Leben und den Sieg. In Israel selbst waren Palmen auch das Symbol für Unabhängigkeit und einen siegreichen König. Der Einzug Jesu muss daher für die Römer eine Provokation gewesen sein. Daran konnte allerdings auch das Symbol des Esels, von dem sich Jesus Christus tragen ließ, nichts ändern. Der Esel nämlich war wiederum das Zeichen des gewaltlosen Friedenskönigs sowie der Bescheidenheit.

Der Ursprung, den Palmsonntag besonders zu feiern, liegt wohl in Jerusalem. Dort begann man die einzelnen Ereignisse rund um die Kreuzigung des Heilands und Erlösers in eigenen Feiern nachzustellen und zu würdigen. Die Palmweihe an sich gehörte früher in vielen Gegenden zu den heidnischen Osterbräuchen. Erst durch die Verlegung auf den Palmsonntag fand sie Eingang in die Osterfeierlichkeiten. Die geweihten Zweige sollten schon immer das Haus beschützen – vor allem vor Blitz und Bränden. Gemeinsam mit den Ostereier-Schalen und den Kohlen aus dem Osterfeuer werden die Palmbusche in die Ecken der Felder gesteckt. Sie sollen diese fruchtbar machen und die Ernten schützen, indem sie Unwetter abhalten.

 

Der Palmsonntag in anderen Sprachen

  • Dänemark (dänisch): palmesøndag
  • Großbritannien/USA/Australien (englisch): Palm Sunday
  • Frankreich (französisch): dimanche des Rameaux
  • Island (isländisch): pálmasunnudagur
  • Italien (italienisch): Domenica delle palme
  • Katalonien (katalanisch): Diumenge de Rams
  • Norwegen (norwegisch): palmesøndag bzw. palmesundag
  • Polen (polnisch): Niedziela Palmowa
  • Portugal (portugiesisch): Domingo de Ramos
  • Rumänien (rumänisch): Duminica Floriilor
  • Russland (russisch): вербное воскресенье
  • Schweden (schwedisch): palmsöndag
  • Slowakei (slowakisch): Kvetná nedeľa
  • Slowenien (slowenisch): Cvetna nedelja
  • Spanien (spanisch): Domingo de Ramos
  • Tschechien (tschechisch): Květná neděle

 

Traditionen am Palmsonntag

Palmsonntagsprozession mit Palmesel

Am Palmsonntag gibt es in vielen katholischen Orten Prozessionen. Zunächst werden bei der Palmweihe sogenannte Palmbuschen, Palmstöcke aber auch echte Palmwedel, Ölzweige; Palmkätzchen oder Buchsbaumbüschel mit Weihwasser gesegnet. Auch das in der Prozession getragene, sogenannte Kreuz wird mit Grün und blühenden Zweigen festlich geschmückt. In der Prozession werden die Palmbuschen dann von den Gemeindemitgliedern mitgeführt. Sie sollen das Zeichen des Lebens und des Sieges sein. Im Anschluss an die Prozession nimmt jede Familie ihren Palmbusch mit nach Hause und stellt ihn entweder in den Herrgottswinkel, steckt ihn hinter das in der Wohnung angebrachte Kruzifix bzw. befestigt ihn an Heiligenbildern oder dem Spiegel. Der Palmbusch soll das Haus beschützen und Unheil abwenden. In manchen Orten werden die Palmbuschen am Ostersonntag zusätzlich mit Ostereiern und kleinen Osterfiguren behängt. Erst im darauffolgenden Jahr werden die alten Palmzweige am Aschermittwoch verbrannt und die Asche für das Aschekreuz verwendet. Es ist ein Zeichen für den Beginn der Fastenzeit. Somit schließt sich der Jahreskreis.

Geweihte Palmbuschen hingen ebenso in Scheune und Remise. Dem Aberglauben nach sollten sie so ebenfalls vor Missernten und Seuchen schützen. Auch das Vieh bekam Palm zu fressen. Als Schutz vor Krankheiten wurden in das Palmsonntagsessen ebenfalls Palmblättchen gemischt. Der aufgebrühte Palmtee sollte insbesondere vor Lungenkrankheiten schützen.

Seit dem Mittelalter belegt ist die Tradition, zu den Prozessionen den sogenannten Palmesel, einen geschnitzten Esel mit der Christusfigur, mitzuführen. Die wohl größte Palmsonntagsprozession findet in Jerusalem statt. Hier schließen sich Tausende den Franziskanern an und pilgern mit Palmen und Instrumenten vom Ölberg zum Löwentor in die Altstadt von Jerusalem.

Palmbuschen

Der traditionelle Palmbusch wird je nach Region auch Palmbesen genannt. In der Regel handelt es sich jedoch um ein Gebinde, das aus sieben Naturmaterialien bestehen sollte:

  • Weidenkätzchen (in vielen Regionen auch Palmkätzchen genannt)
  • Buchsbaum
  • Wacholder
  • Stechpalme
  • Eibe
  • Zeder
  • Sadebaum

Je nach Region und Vegetation können es aber auch Ahorn-, Buchen-, Birken- oder Stachelbeerzweige Verwendung finden. Buchsbaum fand sich früher übrigens in fast jedem Garten, denn das immergrüne Gehölz schmückte Beeteinfassungen. Echte Palmen waren und sind in Deutschland sehr selten. Nur das Domkapitel in Köln leistete sich seit jeher echte Palmenzweige am Palmsonntag.

Vielfach werden die Palmbuschen auf lange Haselnussäste gebunden und zusätzlich mit Äpfeln, Orangen, Bändern und Brezeln geschmückt.

Palmstock

Beim Palmstock dagegen handelt es sich um einen verzierten Weidenstock, der ebenfalls in der Kirche gesegnet wird. Vielfach besteht der Palmstock aus einem aus Weidenspänen geflochtenen Kreuz. An den drei oberen Enden werden zusätzlich Buchsbaum-Büschel befestigt. Der Palmstock kann aber auch ein 50 – 60 cm langer Stock sein, der durch eine besondere Schnitztechnik mit spiralförmig aufgedrehten Büscheln, den sogenannten Krüseln, verziert wird. Der Stock wird ferner mit Äpfeln, Orangen und Schleifen geschmückt. Die Spitze ziert ein Buchsbaum-Strauß. In Norddeutschland bringen Kinder die gesegneten Palmstöcke zu ihren Paten und Großeltern. Als Dankeschön bekommen sie eine Kleinigkeit geschenkt.

Palmhase

In Rheinhessen und im Odenwald kommt am Palmsonntag der Palmhase. Er bringt den Kindern ein bis zwei braune, gekochte Eier sowie eine kleine Nascherei. Er macht also ein bisschen Vorgeschmack auf Ostern und den Osterhasen.

 

Bei den Protestanten geht es am Palmsonntag meist sehr viel schlichter zu. Hier wird der Tag gern für die Konfirmation genutzt. Die Konfirmanden ziehen mit grünen Zweigen in die Kirche ein.

 

Bildquelle: Slovenšcina: Kristusov vhod v Jeruzalem (1821, Öl auf Holz). Leopold Layer [Public domain], via Wikimedia Commons

 

 

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