Ostern im Vereinigten Königreich
Osterbräuche in Großbritannien
Dass die Engländer gerne etwas spleenig sind, ist längst kein Geheimnis. Von daher verwundert es nicht, dass es im Vereinigten Königreich den einen oder anderen verrückten Osterbrauch gibt.
Ostern in England
So knicken die Engländer anlässlich des Osterfestes einen Weidenkätzchenzweig ab und tätscheln damit ihr Gegenüber. My goodness! Jene zurückhaltenden Engländer werfen sämtliche Distanz über Bord! Doch dahinter stecken hehre Absichten: Das Berühren mit den Weidenkätzchen soll Glück fürs nächste Jahr bringen und dementsprechend großzügig gehen die Engländer mit den Weidenkätzchenzweigen um.
Dass es auch ganz klassisch zugeht, beweisen die Easter-Cards, die Osterkarten. Sie werden zu Ostern an Freunde und Verwandte geschickt.
Doch der Reihe nach:
Gründonnerstag – Maundy Thursday
Im Rahmen der Osterfeierlichkeiten lässt es sogar die Queen „krachen“ – zumindest für ihre Verhältnisse. Am Maundy Thursday verteilt die Queen Portemonnaies an ausgewählte Pensionärinnen und Pensionäre. Der Clou an der Sache: Die Gaben sind abhängig vom Alter der Queen. An ihrem 90. Geburtstag verteilte die Monarchin jeweils 90 Pence an 90 Senioren. Davon wird keiner der Damen und Herren reich, jedoch hat die Sache immerhin einen symbolischen Wert: Die Queen, Oberhaupt der anglikanischen Kirche, kümmert sich um ihre Untertanen. „Royal Maundy“ ist eine Tradition, die sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Sie hat ihren Ursprung im letzten Abendmahl. Am Vorabend des Karfreitags kam Jesus mit seinen Jüngern zusammen und wusch ihnen die Füße – wohlwissend, dass er von einem der Anwesenden sehr wahrscheinlich verraten würde.
Die ausgewählten Personen erhalten heute am Gründonnerstag aus den Händen des amtierenden Monarchen bzw. der Monarchin zwei Geldbörsen aus Leder: Die eine ist rot. Die andere ist weiß. In der roten Geldbörse befindet sich normales Geld, also britische Pfund. Früher gab das Königshaus stattdessen Essen oder Kleidung. Die weiße Geldbörse enthielt schon immer das Silbergeld, das sogenannte „Maundry Money“.
Pancake Thursday in Olney
In der Stadt Olney wird seit 500 Jahren am Gründonnerstag ein Pfannkuchenrennen veranstaltet. In Olney heißt der Gründonnerstag übrigens nicht Gründonnerstag sondern ganz einfach Pancake Thursday.
Hot Cross Buns – die Karfreitagsspezialität
Bei den Hot Cross Buns handelt es sich um leckere, sehr würzige, süßte Brötchen, die in England traditionell am Karfreitag verspeist werden. Man muss sich die Brötchen als eine Art Milchbrötchen mit Rosinen vorstellen. Ein Teil ihres Namens lässt sich auf die Verzierung zurückführen. In die Brötchen wird vor dem Backen ein Kreuz geritzt. Christen sehen darin natürlich das Symbol ihres Glaubens. Andere sehen darin jedoch auch das Sonnenrad, das für die Kelten im Frühling die Tag- und Nachtgleiche symbolisierte.
Lange Zeit versuchte die christliche Kirche, die Hot Cross Buns zu verbieten, weil sie schon seit langen Zeiten anlässlich von Ritualen und Zeremonien verzehrt wurden. Jedoch waren die süßen Milchbrötchen unglaublich populär, sodass der Kirche und dem Kirchenoberhaupt nichts anderes übrig blieb, als den Brötchen die „Absolution“ zu erteilen. Seit der Regierungszeit von Königin Elisabeth I. dürfen die Brötchen an den höchsten religiösen Feiertagen – nämlich zu Weihnachten und Ostern – verzehrt werden.
Ostersonntag – „Easter Day“
Auch in Großbritannien ist der Ostersonntag der Höhepunkt Feierlichkeiten an Ostern. Und ohne Ostereier geht es auf der Insel ebenfalls nicht, denn das Ei gilt hier ebenso als Symbol für das neue Leben im Frühling. Für die Kinder werden die Eier bunt angemalt und auch versteckt.
Edward I. lies bereits 1290 über 450 Eier bunt anmalen und verteilen. Für lange Zeit bestand das klassische Ostergeschenk aus angemalten Vogeleiern. Im 20. Jahrhundert jedoch wurde Schokolade für alle erschwinglich und so begannen die Engländer, an Ostern die Vogeleier durch Schokolade zu ersetzen. Heute haben die Schokoladeneier einen beträchtliche Größe erreicht. Sie sind nicht selten so groß wie ein Straußenei.
Seit einigen Jahren kennen die Engländer auch die Ostereier-Jagd – übrigens ein Import aus Deutschland. Die Aufgabe des Eier-Versteckens übernimmt das Easter-Bunny, der kleine Cousin des Osterhasens. Man kennt in England nämlich kaum Hasen, sondern fast ausschließlich Kaninchen. Auch der Brauch, Osterwasser zu holen, wird in England praktiziert.
Für Kinder ein heiden Spaß ist das Egg-Shackling, das Ostereier-Rütteln. Dabei werden die meist rohen Ostereier zunächst mit dem Namen des jeweiligen Kindes beschriftet und anschließend in ein Sieb geschüttet. Dort werden sie solange gerüttelt und geschüttelt, bis sie kaputt gehen. Das Kind dessen Ei als letztes unbeschadet geblieben ist, gewinnt.
Das traditionelle Osteressen in Großbritannien am Ostersonntag ist Lammbraten mit Minzsoße. Als Nachspeise gibt es den Osterpudding. Dabei handelt es sich um Vanillepudding-Torte, die mit Korinthen und Osterkeksen bestreut wird. Später am Tag wird zum Tee Simnel-Kuchen gereicht. Dies ist ein reichhaltiger Früchtekuchen mit Marzipan – sowohl innen als auch außen. Oben auf werden elf Marzipankugeln dekoriert. Sie stellen die Apostel dar, allerdings ohne Judas.
Eierschieben am Ostermontag
Am Ostermontag lassen die Engländer hartgekochte Eier von den Hügeln rollen, denn an diesem Tag stehen Spiel und Spaß im Vordergrund. Von den kirchlichen Zeremonien hat man nun genug gehabt. Einen ähnlichen Brauch kennt man auch in Deutschland. In der Lausitz heißt er „Eierschieben“. Hier findet der Brauch traditionell am Ostersonntag statt – in England halt einen Tag später. Bei den Egg-Rolling-Competitions ist derjenige der Gewinner, dessen Ei am weitesten rollt oder am längsten heil bleibt.
Ostern in Schottland
Zu Ostern begeistern sich die Schotten ausnahmsweise einmal nicht für die typischen Sportarten der Highland Games wie Baumstammwerfen, Hammerwerfen oder Putting the Stone, sondern auch für das Eierrollen. Das Spektakel ist denkbar einfach: Man nehme hart gekochte Eier und lässt sie solange eine abschüssige Straße hinunter rollen, bis die Schale komplett kaputt ist.
Gewinner ist derjenige, dessen Ei am weitesten kommt. Es klingt nach einer spaßigen Aktion, jedoch gibt es einen symbolischen Hintergedanken: Das Rollen der Eier soll ein Symbol für das Wegrollen der Steine am Grab Jesus Christus sein.
Auch zünden die Schotten auf den Hügeln der Highlands sehr gerne Osterfeuer an. Diese Tradition hat sich noch aus der Zeit der Kelten erhalten. So wird der Winter vertrieben und der Frühling begrüßt.
Und noch ein alter Brauch hat sich in Schottland erhalten. Der Gründonnerstag ist hier der „Day oft he big porridge“. Wenn die Queen symbolisch Almosen unter den Armen verteilt, bringen die Menschen an der schottischen Westküste dem Meer eine Opfergabe: Hier wird ein Topf Porridge geopfert, um so für eine reiche Seetang-Ernte zu bitten. Der Seetang, oftmals auch als Kelp bezeichnet, dient hier seit Jahrhunderten als Düngemittel und sorgt somit für gute Ernten.
Ostern in Wales
Den Vogel mit den skurrilsten Osterbräuchen schießen jedoch die Waliser ab. Die Bewohner von Wales erklimmen am Ostersonntag bei Sonnenaufgang einen Hügel und schlagen drei Purzelbäume. Früher wurden in den Osternächten auch Wasserschalen die Gipfel hinaufgetragen, damit am Morgen die Sonne darin tanzen konnte.
Doch die Feierlichkeiten zu Ostern beginnen in Wales sehr viel früher: Am Palmsonntag, in Wales Suly Blodau genannt, werden die Gräber der Vorfahren gesäubert und mit Girlanden aus Narzissen, Primeln und Krokussen geschmückt. Auch gibt es einen Gesangswettstreit. Zum „Gymansa Ganu“ treffen sich Kirchenchöre aus ganz Wales. Auch werden Gastdirigenten eingeladen.