Ostereiermaler mit Meisterwerken im Museum Gera
Elke Lier / 27.02.16 / OTZ
Am 5. und 6. März findet der 11. Ostereiermarkt im Barocksaal des Museums für Naturkunde statt. Bereits am 2. März öffnet die Kabinettsausstellung mit 300 kunstvoll gestalteten Eiern.
Gera. Täglich ist die Bauingenieurin Andrea Steinel im Museum für Naturkunde anzutreffen. Mit den Museumsmitarbeitern und einigen Ausstellern füllt sie die Vitrinen mit den zerbrechlichen Kunstwerken der Ostereiermaler und dekoriert sie mit schmückendem Beiwerk. „Die Vorbereitungen laufen eigentlich fast übers ganze Jahr“, beschreibt die vielseitig begabte Kunsthandwerkerin Andrea Steinel ihren Ehrenamtsposten im Freundeskreises und sozusagen oberste Ostereiermarktfrau. „Vor jeder Ausstellung gestalten wir eine Woche lang die Vitrinen, doch da müssen schon längst die Flyer gedruckt und ausgelegt, Anmeldeformulare verschickt sein.“ Manch einer, der die Ausstellung besucht, meldet sein Hobby für die nächste Ausstellung an. „Jeder kreative Kopf ist willkommen“, lädt Andrea Steinel freundlich auch in Gera lebende Migranten zur Präsentation ihrer Volkskunst ein.
Doch im illustren Kreis der Ostereiermaler aufgenommen zu werden, ist gar nicht so einfach. „Es muss schon etwas Besonderes und gut Ausgeführtes sein, was wir hier präsentieren“, räumt sie ein. Viele hatten oder haben artverwandte Berufe. So wie Petra Greim aus Bad Köstritz, Textilgestalterin von Beruf. Ihre Ostereier mit grafischem Design und Golddekor sind von klarer Eleganz. „Ich zeichne sehr gerne“, sagt sie. „Januar, Februar, März – diese Monate gehören ganz der Ostereiermalerei, die viel Konzentration benötigt. Enteneier sammle ich das Jahr über. Für einen Markt braucht man ja auch Masse.“ Ihre Ostereier präsentiert sie auf Steinen vom Meer und weiß geputzten Kieseln aus dem eigenen Garten. Ein spannender Gegensatz zwischen zerbrechlichem Ei und den Steinen mit ihrer Urstärke.
Neuling unter den Eiermalern ist Sabine Geyer. Ihre bunten Eier mit orientalischem Muster in 3-D-Optik muten wie Märchen aus Tausendundeiner Nacht an. „Ja“, lacht sie, „ich mag schöne Farben und trübe Winterwochenenden wie das letzte sind dazu angetan, sie mit Farbe zu verschönen.“ Bei dem aufwendigen Prozess des mehrmaligen Färbens wird sie selbst oft vom Farbergebnis überrascht.
23 Aussteller aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, darunter sieben neue, zeigen ihre Kreationen vom Wachtel- bis zum Straußenei. Zentrum der diesjährigen Kabinettsausstellung ist ein mit Ostereiern in sorbischer Wachstechnik ausgelegter „Farbenkreis“. In den Vitrinen finden sich Eier mit Acrylmalerei, Tusche, Beschriftung, Binsenmalerei, Herbartechnik, Perforation oder Eier in „One Stroke – Ein-Pinselstrich-Technik. Es sind Eier in farbenfroher naiver Malerei, Blaumalerei mit Blumendarstellungen und Elementen alter Symbolsprachen zu sehen.
Man kriegt alles aufs Osterei
Andrea Steinel, spezialisiert auf Schrift, hat das Kunststück vollbracht, Schillers „Lied von der Glocke“ mit 2049 Wörtern auf einem Straußenei unterzubringen. „So etwas macht man nur einmal“, sagt sie. Dieses Unikat, angefertigt in etwa 30 Stunden, hat sie in einer alten Uhr platziert. Ein Hingucker, der sicher viele Bewunderer findet. Bei weißen Eiern könne sie manchen Schreibfehler noch wegkratzen, bei braunen sei der Fehler nicht reparabel. Im übrigen achten sie und alle Aussteller die Arbeit der anderen. „Toll, welche Kreativität sich am Ei auslässt“, meint Petra Greim. Und Andrea Steinel behauptet: „Mit viel Geduld und Spucke kriegt man alles aufs Ei.“
14 Aussteller verkaufen beim Markt ihre Eier, die Gera-Jubiläumseier, die zur 10. Ausstellung im Vorjahr entstanden sind. Knapp 2000 Besucher kamen damals: „Das ist immer ein Höhepunkt für unser Museum“, freut sich Kornelia Meyer , wissenschaftliche Mitarbeiterin. „Dank dafür gilt allen Mitgliedern des Freundeskreises und besonders Andrea Steinel, die mit viel Geschick und Geschmack alles koordiniert.“ Andrea Steinels schönster Osterbrauch ist das Eierschleudern im Netz. „Als Kind hatte ich ein Netz, in das drei Eier reinpassten. Ich konnte immer die meisten essen.“
- Ausstellung vom 2. März bis 3. April, Mittwoch bis Sonntag, Feiertage 12-17 Uhr.
- Ostereiermarkttage: 5. und 6. März, 10-17 Uhr. Kreatives zum Mitmachen.
- An beiden Tagen: 11, 13 und 15 Uhr: „Vom Hühnerei zum Küken“. Entdeckungen unterm Mikroskop.
Den Originalartikel bei der OTZ können Sie hier nachlesen: Ostereiermaler mit Meisterwerken im Museum Gera (mit Bildergalerie)
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