Mümmelmann relaxt im Park
Zu Ostern verschönern die Strohhasen von Marita Scholz Langenwetzendorf
Ostthüringer Zeitung vom 03.04.2010
Langenwetzendorf (OTZ). Von Ute Flamich.
Ach, wie herrlich ist doch der Frühling – da macht ein Spaziergang im Langenwetzendorfer Park gleich doppelt so viel Spaß.
Einer aber hält nicht viel vom Laufen. Er hat es sich bequem gemacht. Während sich Schwäne, Wildgänse und Blesshühner im Parkteich tummeln, liegt er, ganz relaxed, die Beine über Kreuz im Liegestuhl. Sein Hawaii-Hemd flattert im Frühlingswind. Die kurzen, blau-gelben Shorts sitzen gut. Die weißen Sportsocken sind fast bis unter die Knie gezogen. Die Füße stecken in braunen Schuhen, die ein bisschen zu groß erscheinen. Seine Augen sind verdeckt – hinter einer Sonnenbrille mit blauen Gläsern.
Was er sieht, wird sein Geheimnis bleiben, denn nicht etwa ein Langenwetzendorfer Bürger hat es sich im Liegestuhl bequem gemacht, sondern ein Osterhase. Ein Mümmelmann aus Stroh, hergestellt von Marita Scholz. „Insgesamt haben wir 39 Figuren, die wir jedes Jahr aufstellen“, sagt die 53-jöhrige, die im Kindergarten in Weißendorf arbeitet.
Seit acht Jahren ist Marita Scholz für die große Hasenfamilie im Ort verantwortlich. „Die meiste Zeit verbringen die Strohfiguren in meinem Haus. Das ist eine ziemlich lieblose Sache“, sagt die Strohhasen-Mutter und lacht. „Für ihr Quartier auf unserem Boden, im Keller, eben dort, wo Platz ist, werden die Figuren geköpft und in großen Kisten verstaut. Jeden Winter holen wir sie wieder aus ihrem Schlaf, um sie für den großen Auftritt im Ort flott zu machen.“ sagt sie und schmunzelt. Hilfe dafür bekommt Marita Scholz von vielen Seiten. Ihre Mutter ist Schneiderin und kümmert sich um die Kleidung der Hasen. Der Vater ist Handwerker und verantwortlich für die Stabilisierung der Figuren. Das Grundgerüst der Strohtiere bestehe aus Heizungsisolierrohren Die sind wetterbeständig, man könne sie gut schneiden und biegen, Der Oberkörper ist ein mit Stroh gefüllter Sack. Der werde entweder zugenäht oder mit Paketklebeband zusammengehalten. „So lässt sich beispielsweise gut eine Taille formen“, sagt die kreative Frau, die vom Bauern jedes Jahr etwa drei bis vier Säcke Stroh bekommt. Viele Bewohner schmeißen alte Kleidungsstücke nicht weg, sonder geben sie der Strohhasenbinderin für ihre Figuren.
„Meistens sind Schuhe das erste, was ich von einem Hasen habe“, sagt sie. So richte sich oft nach den Schuhen, was für ein Hasen-Typ entsteht. „Sind sie sportlich, binde ich zum Beispiel einen Seil-Springer, sind es Frauenschuhe, entsteht eine Hasendame mit Kinderwagen und sind es kleine Jungenschuhe, wird ein Dreiradfahrer daraus.“
Neu gebunden worden ist in diesem Jahr der Sonnenanbeter im Liegestuhl. In guter Nachbarschaft mit den Kindern der Osterhasenschule, einer Hasenmama, kleinen Küken, dem Azubi, der die Eier bemalt, und dem Meister, mit dem Korb auf den Rücken, hängt seinen Gedanken im Langenwetzendorfer Park nach. Marita Scholz hängt an ihren Figuren, auch wenn für sie aus einer Idee längst eine Verpflichtung geworden ist. „Die schönste Belohnung ist dann, wenn die Leute anhalten, um zu schauen“, sagt sie, die bereits unzählige Stunden an Arbeit in die Mümmelmänner investierte.
In diesem Jahr hat sie den Weißendorfern geholfen, die ihren Ort für den MDR-Osterspaziergang geschmückt haben. So hoppelt der eine oder andere Strohosterhase von Marita Scholz auch in Weißendorf auf den Wiesen entlang.
Ein bisschen Zeit bleibt den Hasen noch, um sich von Spaziergängern bestaunen zu lassen. Doch etwa 14 Tage nach Ostern ist es dann soweit: die Mümmelmänner werden geköpft, gehen in die wohlverdiente Pause, verstaut in Kisten und Kartons. Erst im kommenden Jahr werden sie wieder geweckt, um dann – nach einer harten Schönheitskur – die Osterzeit zu versüßen.
Weitere Infos aus der Osterhasen-Werkstatt gibt es unter: www.osterbrunnen-langenwetzendorf.de
Weitere Bilder gibt es unter zeulenroda.otz.de: „Hasen mit begrenzter Lebensdauer“