Karwoche
Als Karwoche bezeichnen die Christen die letzte Woche der Fastenzeit. Der Name leitet sich vom althochdeutschen „kara“ ab, das sich mit „Klage“ bzw. „Trauer“ übersetzen lässt. Die Karwoche ist also die Trauerwoche vor Ostern. Bei der Bezeichnung geht der deutschsprachige Raum einen gesonderten Weg. In anderen Sprachen orientiert man sich eher an der katholischen Liturgie und redet daher von der „Großen Woche“ bzw. „Heiligen Woche“.
Karwoche in anderen Sprachen
- Großbritannien/USA/Australien (englisch): Passion Week, Holy Week
- Frankreich (französisch): Semaine Sainte
- Katalonien (katalanisch): Setmana Santa
- Polen (polnisch): Wielki Tydzień
- Russland (russisch): Страстная неделя
- Schweden (schwedisch): påskveckan, stilla veckan
- Spanien (spanisch): Semana Santa
Die Karwoche & die Kirche
Zur Karwoche gehören zunächst die stillen Tage Montag bis Mittwoch sowie die eigentlichen Kartage – nämlich Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag. Die Stille Woche beginnt bereits am Palmsonntag. An diesem Tag wird an den Einzug des Herrn Jesus Christus in Jerusalem erinnert. Den Höhepunkt der Karwoche bildet das sogenannte Triduum Sacrum. Es besteht aus:
- Dem Gründonnerstag, der an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert.
- Dem Karfreitag, der an das Sterben und Leiden des Sohn Gottes erinnert .
- Und mündet in die Feier der Osternacht, die am Abend des Karsamstag beginnt und die Auferstehung von Jesus Christus feiert.
Bis weit in die 1950er Jahre war die Karwoche eine „geschlossene Zeit“. Festlichkeiten und Vergnügen fanden nicht statt. Auch kirchlich getraut wurde früher in der Karwoche nicht. Von diesen Regelungen ist einzig und allein noch der Karfreitag erhalten. Er ist ein sogenannter stiller Tag in den Feiertagsgesetzen auf Bundeslandebene.
Der 5. Sonntag der Fastenzeit ist gleichzeitig der erste Sonntag der Passionszeit im engeren Sinne. An diesem Tag erfolgt in den Kirchen eine Verhüllung der Kruzifixe und Kreuze. Verwendet werden dafür violette Tücher, denn violett ist die Farbe der Fastenzeit. Auch Flügelaltare werden zugeklappt. Die Tradition der Verhüllung entstand bereits im frühen Mittelalter. Das Kreuz stand damals schon für die Auferstehung und nicht für den Tod. Mit dem Verhüllen soll an das Opfer von Jesus erinnert werden.
An den Kartagen werden auch die Karmetten gesungen. Mit dem Karfreitag und dem Karsamstag gibt es nur zwei Tage im Kirchenjahr, an denen die Heilige Messe nicht gefeiert wird. Dem katholischen Brauch folgend schweigen in vielen Orten die Glocken und zwar vom Abend des Gründonnerstags an bis zu den Feierlichkeiten in der Osternacht. Um dennoch Geister und Dämonen fern zu halten und die Gläubigen an die Gebets- und Gottesdienstzeiten zu mahnen, kommen Ratschen, Klappern aber auch Schlagbretter zum Einsatz. Die stattfindenden Gottesdienste (wie z. B. das Angelus Stundengebet) werden weder von der Orgel noch von anderen Musikinstrumenten begleitet. Gesungen wird dann ausschließlich a cappella.
Bräuche in der Karwoche
In vielen katholischen Gemeinden (z. B. in Österreich, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen oder dem Rehinland) ist das Osterratschen (von Gründonnerstag bis Karsamstag) ein beliebter Brauch. Hier ziehen Kinder mit lauten Ratschen durch die Straßen. Der Brauch heißt je nach Region nur etwas anders. Er ist beispielsweise auch unter dem Namen „Kleppern“ bzw. „Räppeln“ bekannt. Ursprünglich waren die Ratschen wohl ein heidnischer Brauch. Der Krach sollte die Geister des Winters vertreiben und den Frühling begrüßen. In vielen Gemeinden kann man sich dem Lärm kaum entziehen, denn er wird den ganzen Tag über veranstaltet. Mit den Osterratschen ziehen die Kinder von Haus zu Haus und holen sich so Ostereier, Süßigkeiten und manchmal auch kleine Geldgeschenke ab.
Am Mittwoch oder Donnerstag in der Karwoche wird die Chrisam-Messe gefeiert. Sie ist auch unter dem Namen „Ölweihgottesdienst“ bekannt. Während dieser Messe erfolgt die Weihe der heiligen Öle, die dann im Laufe des Kirchenjahres bei Taufe, Firmung, Krankensalbung und Prietserweihe zum Einsatz kommen. Das Chrisam-Öl ist in der Regel ein Olivenöl, dem zusätzlich aromatische Stoffe zugefügt werden. Das Öl soll so den Wohlgeruch Gottes verbreiten.
Bildquelle: Semana Santa in Murcia. Von: a134302 / scx.hu