Die Osterbrunnen (Teil II)
Osterbrunnen made in Thüringen?
Der vorhergehende Artikel deutete bereits an, dass der genaue Ursprung des Brauches nicht mehr genau bestimmt werden kann.
Fest steht jedenfalls, dass es auch in Thüringen eine Osterbrunnentradition gibt. Möglicherweise ist diese sogar älter als die fränkische.
Die historische Quellenlage über die Tradition der Osterbrunnen ist ziemlich dürftig. Jedoch kann nicht nur für die Fränkische Schweiz sondern auch für Thüringen die Existenz dieses Brauches belegt werden. Dies erscheint logisch, liegen die beiden Region doch geografisch sehr nah beieinander und standen im regen Austausch durch Handel und Zu- bzw. Wegzug.
Geht die Tradition der Osterbrunnen auf einen alten Brunnenkult in Thüringen zurück?
In seiner Ausführung über „Die Verehrung der Quellen in Deutschland“ von 1898 beschrieb Karl Weinhold einen alten Brunnenkult in Thüringen.
Dazu gehörte es, den Brunnen zu reinigen und mit frischem Grün zu schmücken. Dies war Aufgabe der Jungfrauen des Ortes. Die Anwesenheit von Männern war in nicht erlaubt.
Da es sich dabei um eine heilige Handlung handelte, geschah dies unter Gebeten und Gesang. Die Reinigung musste bis Sonnenaufgang beendet sein, da dieser Stunde großer Bedeutung beigemessen wurde. (Siehe dazu den Artikel zum Ursprung des Osterfestes.) Mit Sonnenaufgang wurde der Brunnen begrünt und der Festplatz geschmückt. Anschließend traf sich die Gemeinde zu Tanz und Spiel.
Dies alles ähnelt sehr stark dem bereits beschriebenen fränkischen Brauch. Und dass es da eine Verbindung gibt, belegt eine weitere Quelle: Erste Belege für einen fränkischen Osterbrunnen finden sich auf Gut Zeitlitz unter dem Herrn Georg Andreas Mahkorn um 1322. Dieser ordnete an, dass „wie bei den Vorfahren die Quellen und Brunnen an Ostern mit Grün geschmückt werden sollen, weil das neue Frühjahr kommt“. Man muss dazu sagen, dass die Vorfahren von Mahkorn um 1040 von der Saale an der Obermain übergesiedelt waren.
Verehrung des Wassers und des Frühlings – dagegen war selbst die Kirche machtlos
Für das Zusammenschrumpfen des Verbreitungsgebietes dieses Brauchtums auf das Gebiet der Fränkischen Schweiz wird oftmals die Christianisierung verantwortlich gemacht. Der protestantische Kampf gegen heidnische Bräuche war in Thüringen einfach erfolgreicher. Darüber hinaus war auf der felsigen Hochfläche der Fränkischen Schweiz Wasser noch kostbarer als im Thüringer Wald. Und weil vom Wasser das Wohl der hiesigen Menschen abhing, hatten die Kirche möglicherweise keine Argumente gegen diese Form der Verehrung des Wassers und des Frühlings. Und was man nicht bekämpfen kann, muss man geschickt für sich vereinnahmen. So oder so ähnlich könnte der Gedankengang gewesen sein. Und deswegen „adoptierte“ die Kirche in der fränkischen Schweiz einfach den alten Brauch und fand in der Offenbarung des Johannes gleich die richtige Bibelstelle. Der Art subventioniert konnte der Brauch in Franken offen ausgelebt werden und überlebte. In Thüringen geriet er in Vergessenheit.
Nach der Wiedervereinigung: Die Osterbrunnen sind zurück in Thüringen
Erst nach der Wiedervereinigung übernahmen viele Thüringer Gemeinden diesen Brauch wieder aus der Fränkischen Schweiz. Und so sieht man erneut die geschmückte Brunnen, Pumpen und Wasserquellen, wenn man während der Osterzeit durch Thüringen fährt.
Quelle: Wikipedia, Unterleinleiter.de und Heimat-in-Bayern.de
Das könnte Sie auch interessieren: