Das Waldland
Alte Bäume, beinahe undurchdringliche Dickichte und helle Lichtungen, knarzende Wipfel auf den Höhen, verknorzelte Wurzeln in den Tälern, gruselige Sagen und tapfere Legenden … Das ist der Stoff aus dem (Wander-)Träume sind. Eine der größten Schätze des Freistaates ist die Natur und hier sind es vor allem die Wälder, die mit viel frischer Luft und Grün locken. Thüringen warb nicht umsonst viele Jahre lang mit dem Slogan „Das grüne Herz Deutschlands“. Wir sind Waldland! Ca. 34 % der Landesfläche sind bewaldet.
Das Thüringer Waldland ist mehr als „nur“ Thüringer Wald
Weit bekannt über die Grenzen Deutschlands hinaus ist sicherlich der Thüringer Wald mit dem Wanderpfad schlechthin – dem Rennsteig. Ihm wurde von Herbert Roth mit dem „Rennsteiglied“ ein musikalisches Denkmal gesetzt, das es bis zur heimlichen Landeshymne schaffte.
Der Thüringer Wald ist ein knapp 1.000 Quadratkilometer großes Mittelgebirge – genauer ein bewaldetes Kammgebirge, dass sich ca. 70 Kilometer lang und 20 Kilometer breit zwischen dem Werratal bei Eisenach und den Tälern von Schleuse und Wohlrose bei Ilmenau erstreckt. Direkt daran an schließt sich das Thüringer Schiefergebirge. Es reicht bis zum oberen Saaletal. Der Rennsteig führt auch hier entlang. Es ist gute alte Tradition einen Stein von der Werra in die Saale (oder umgekehrt) zu werfen.
Der Thüringer Wald trägt zwischen Suhl, Oberhof, Schleusingen und Masserberg den Titel „Unesco Biosphärenpark“ und genießt daher einen ganz besonderen Schutzstatus. Die Auszeichnung wurde verliehen aufgrund seiner „Waldschätze“: Weite Bergmischwälder, klare Bäche, blütenreiche Bergwiesen und geheimnisvolle Hochmoore. Hier findet man sie noch: die vollkommene Entschleunigung, magische Naturmomente und somit auch die tollsten Fotomotive. Mit dem Titel UNESCO-Biosphärenreservate ist der Thüringer Wald „Mitglied“ in einem sehr exklusiven Netzwerk der Naturwunder. Zu den über 700 Biosphärenreservaten weltweit gehören beispielsweise auch die Rocky Mountains in den USA oder der Sambesi-Fluss in Simbabwe. Man muss also nicht immer in die Ferne schweifen. Und vielleicht tut es auch mal ganz gut, sich als „Einheimischer“ vor Augen zu führen, was man vor der eigenen Haustür hat. Möglicherweise wird man überrascht sein, dass man eigentlich da wohnt, wo andere Urlaub machen.
Das Thüringer Schiefergebirge: Abwechslungsreich & einmalig
Das Thüringer Schiefergebirge gehört ebenfalls mit zum Waldland und steht dem „großen Bruder“ Thüringer Wald in Sachen Attraktivität übrigens in nichts nach. Es ist ein Geopark, der vor allem mit dem namensgebenden Gestein punktet: Schiefer – das blaue Gold. Es gibt zwischen Großbreitenbach und Bad Lobenstein kaum ein altes Haus, das nicht mit Schiefer eingedeckt gewesen wäre. Auch hier finden sich noch viele unberührte Naturfleckchen und damit haben Wasseramsel, Eisvogel und Auerhuhn ein Zuhause. Geprägt wird das Thüringer Schiefergebirge nicht nur durch seine Wälder, sondern auch durch das Wasser. Die Saalekaskade staut es an vielen Stellen auf. Mit dem Bleilochstausee und der Hohenwarte-Talsperre sind Naherholungsgebiete entstanden, die heute eine Mehrfachnutzung erfahren. Sie beweisen Freizeitspaß, Naturidylle und Stromerzeugung müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen. Sanfter Tourismus macht es möglich.
An das Thüringer Schiefergebirge im Süden schließt sich übrigens direkt der Frankenwald an. Hier lädt zum Beispiel das Höllental zu dem einen oder anderen Abenteuer ein. Klingt gruselig? Ist aber wunderschön! Und wenn man noch etwas weiter nach Süden fährt, ist man direkt im Fichtelgebirge. Dort wartet beispielsweise das Felsenlabyrinth in Luisenburg (bei Wunsiedel) auf große und kleine „kraxelnde“ Entdecker.
Der Hainich – UNESCO-Weltnaturerbe
Nicht ganz in Ostthüringen sondern eher „am anderen Ende“, nämlich in Westthüringen kurz vor Eisenach, liegt der Hainich. Es handelt sich um einen der letzten Buchenurwälder Europas und damit hat er es auf die UNESCO-Welterbeliste geschafft. 2011 bekam der Hainich den UNESCO-Weltnaturerbe-Status verliehen. Wer einmal die verborgene Welt hoch oben in den Baumkronen entdecken möchte, auf den wartet der Baumkronenpfad. Das ist quasi „Waldbaden 2.0“. Hier überblickt man einen Wald, dessen Bäume schon vor 500 Jahren genau an der gleichen Stelle wachsen. Sie haben Kriege erlebt, die industrielle Revolution gesehen und den Geist der Reformation gespürt.
Bei schönem Wetter kann man von der Plattform des Aussichtsturms bis zum Inselsberg, eine der höchsten Erhebung im Thüringer Wald, schauen. Und mit etwas Glück sind auch die Spitzen des Erfurter Doms erahnbar.
Landkreis Greiz: Waldland at its best
Hier bei uns im Landkreis Greiz gibt es auch jede Menge Wald. Wir gehören zur „Randlage“. Wir sind alles irgendwie ein bisschen: ein bisschen Thüringer Schiefergebirge aber auch schon Teil des Vogtlandes. Und damit sind die Ausläufer des Erzgebirges bereits in Sichtweite. Bis dahin es also nur ein Katzensprung. Tagesausflüge bis ins Fichtelgebirge sind ebenso problemlos möglich wie in den Hainich oder in den Thüringer Wald.
Direkt vor der Haustüre gibt es ein paar Waldperlen: Pöllwitzer Wald, Hirschbacher Wald, Werdauer Wald, …
Im Sommer kann man prima Heidelbeeren sammeln und im Herbst Pilze suchen: Dann locken Steinpilz, Marone, Rotkappe und Co. die Pilz-Enthusiasten. Es existiert ein gut erschlossenes Wegenetz, das selbstverständlich auch zum Wandern oder Radfahren einlädt. Ein toller und prämierter Rundwanderweg führt beispielsweise um die Talsperre Zeulenroda und ist stellenweise sogar barrierefrei. Im Pöllwitzer Wald lockt der Moorerlebnispfad. Hier startet man am besten vom Wanderparkplatz am Ortsrand von Neuärgernis. Zu DDR-Zeiten war er Truppenübungsplatz der NVA und damit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Obwohl die militärische Nutzung auch Wunden riss, bot sie einen gewissen Schutz und förderte sogar die Artenvielfalt. Hier konnten abwechslungsreiche Biotope überleben – z. B. neben Mooren auch Heidelandschaften und Totholzbestände. Mittlerweile ist der Pöllwitzer Wald kein klassischer Nutzwald mehr. Er erhielt den Status Flora-Fauna-Habitat und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verwaltet. Das Ziel ist die Wiederherstellung von naturnahen Laubmischwäldern, die unter anderem der Wildkatze und dem Schwarzstorch ein Refugium bieten. Besonderes Augenmerk wird dabei auch auf die Erhaltung der Moor-, Bruch-, Sumpf- und Auwälder gelegt. Theoretisch wäre der Pöllwitzer Wald klassisches Wolfsland. Bislang hat sich aber noch kein Vertreter hier angesiedelt. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt! Der Wald war schon immer da und er wird auch noch in 100 Jahren hier sein – vielleicht sieht er ein wenig anders aus, als wir ihn bislang kennen.