Das Osterwasser
Unterschied zwischen Osterwasser und Plapperwasser
Auch das Holen von Osterwasser ist ein alter Brauch aus vorchristlicher Zeit. Um das Osterwasser ranken sich allerlei Geschichten und Traditionen. Doch allen ist gemein, dass dem Osterwasser besondere Wirkung und heilende Kräfte nachgesagt werden – nicht nur beim Mensch sondern auch bei den Tieren.
Zum Beispiel schreiben die Sorben dem Osterwasser als Wirkung zu, dass es die Schönheit und Gesundheit fördern soll. Aus diesem Grund wurde es zum Reinigen des Körpers benutzt und man besprengte das Vieh damit.
Beim Holen des Osterwassers muss viel beachtet werden
Die Beschaffung des Osterwassers war allerdings heikel und alles andere als einfach. Die erste Bedingung war, dass es aus einem Fluss geschöpft werden musste, der aus dem Sonnenaufgang (also aus Osten heran) floss. Als zweite Bedingung galt es, dass Wasser nachts vom Ostersamstag auf den Ostersonntag zu schöpfen, denn es musste bis Sonnenaufgang zu hause sein. Es war Aufgabe der Mädchen, das Osterwasser zu holen. Und deswegen war besonders die dritte Bedingung nicht einfach. Das Wasser muss schweigend in einen Tonkrug geschöpft werden. Die jungen Burschen versuchten natürlich, die Mädchen zum Reden oder Lachen zu bringen. Wenn dies geschah, dann verlor das Osterwasser all seine Wirkung und wurde zum einfachen Plapperwasser. Um es den jungen Burschen so schwer wie möglich zu machen, zogen die Mädchen meist heimlich los. Schafften sie es, dass Wasser nach allen Regeln der Kunst zu holen und sich damit zu waschen, dann war die Gesundheit und Schönheit für ein Jahr gerettet.
Die alten Germanen gewannen ihr Osterwasser womöglich noch auf einem anderen Weg. Wenn im Frühjahr der Saft in die Birken schießt, kann man es förmlich rauschen hören. Die Kundigen bohrten die Birken an und fingen das sogenannte Birkenwasser auf. Dem Wasser aus der Birkenrinde wird ebenfalls eine heilende Wirkung – vor allem bei Harn- und Nierensteinen – nachgesagt. Doch bevor sie die Birken zur Ader ließen, wurde eine Beschwörungszeremonie durchgeführt. Man zündete Räucherware an, verstreute Birkenknospen und bemalte sich mit heiligen Zeichen (möglicherweise ein roter Farbklecks auf der Stirn).
Quelle: Abendblatt.de (12.04.2006), Sorbische-Ostereier.de
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