Das Osterfest (Teil I)
Und seine lange Tradition
Nicht nur Christen gedenken an Ostern der Leidenszeit und Auferstehung von Jesus Christus, auch die alten Germanen feierten bereits ein Frühlingsfest. Dieses Frühlingsfest war gleichzeitig ein Mondfest. Man feierte die Tag- und Nachtgleiche. Noch heute richtet sich die Christenheit bei Ostern nach dem Mondkalender. Das Fest fällt auf den ersten Sonntag, der nach dem Vollmond nach der Tag- und Nachtgleiche im Frühling folgt. Dies erklärt auch, warum es für Ostern kein festes Datum gibt, wie das beispielsweise bei Heiligabend am 24. Dezember der Fall ist. Ostern kann in die Zeit zwischen 22. März und 25. April fallen. Diese beiden Eckpunkte bilden die sogenannten Ostergrenzen.
In erster Linie war das frühe Osterfest jedoch ein Fest der Auferstehung. Dabei wurde die Sonne als Lichtspenderin und Fruchtbarkeitsquelle verehrt. Auf diesen (Sonnen-)Kult gehen beispielsweise die Osterfeuer zurück. Die sogenannten Neuheiden, die sich als Gruppe zu Beginn des 20. Jahrhunderts formierten, ehren die Göttin Ostara beim Ostarafest. Ostara soll nämlich eine alte Frühlingsgötting und die Namensgeberin für Ostern sein.
Allerdings kann es sich dabei um eine falsche Legende handeln, die Dank romantischer Sehnsucht als Erklärung herhalten musste. Selbst die Gebrüder Grimm – Zeitzeugen, die mit ihrer Märchensammlung die damaligen Sehnsüchte befriedigten – zitieren in ihrem Deutschen Wörterbuch (der erste Band erschien 1852, der letzte Band 1971) einen gewissen Beda Venerabilis, der im 8. Jahrhundert gelebt haben soll, mit äußerster Vorsicht. Insgeheim unterstellen sie ihm, dass er die Göttin Ostara einfach erfand. Laut seiner Überlieferung soll das Wort „ostara“ dabei mit usra (vedisch), eos (griechisch), ausra (litauisch) bzw. aurora (lateinisch) verwandt sein. All dies hat etwas mit Licht zu tun. Zum Beispiel bezeichnet man noch heute das Polarlicht als Aurora.
Im Altenglischen kennt man jedoch eine Göttin Eostrae bzw. Eostre. Dies ist die teutonische Göttin der Morgenröte, der Fruchtbarkeit und des Frühlings. Sie ist außerdem die Braut von Freyja (oder Freyr), dem jungen Maigrafen.
Im Übrigen steckt der Name Ostara noch im Wort Österreich, das dem Namen nach das Reich der Ostara ist.
Doch auch andere Herkunftsszenarien des Wortes Ostern sind möglich:
Ostern kommt von Osten und Osten ist die Himmelsrichtung des Morgens
Für unsere Region des Vogtlandes hat die Osterburg eine große historische Bedeutung. Diese romanische Festungsanlage (erbaut zwischen 1163 und 1193) hat ihren Namen nicht etwa deswegen, weil sie vielleicht zum Osterfest fertiggestellt wurde, sondern von ihrer Lage bzw. von der Himmelsrichtung. Gebiete Ostthüringens werden noch heute als Ostland bzw. Osterland bezeichnet.
Im Osten geht bekanntlich die Sonne auf und das ist nicht bloß so dahergesagt. Der Sonnenaufgang hat in vielen Religionen die Symbolik der Auferstehung. Im Mittelalter wurde beispielsweise die österliche Taufe zur Zeit der Morgenröte erteilt.
Dass es eine Beziehung zwischen Ostern und der Himmelsrichtung gibt, belegt auch das Englische. Dort ist ganz offensichtlich das Wort eastern (= Ostern) mit east (= Osten) verwandt.
Im Lateinischen kennt man darüberhinaus die Bezeichnung „in albis“, was soviel heißt wie „bei Sonnenaufgang“. Wenn man dies wiederum ins Althochdeutsche übersetzt, kommt man bei „zu den ostarun“ an.
Die christliche Osterwoche wird beispielsweise als albae paschales bezeichnet. Albae wird von alba (= die Morgenröte) abgeleitet. Eostarum wiederum ist das althochdeutsche Wort hierfür.
Ostern kommt von Wasser und hat etwas mit Weihe zu tun
Jürgen Udolph – ein Namensforscher – führt eine Wortfamilie aus den nordgermanischen Sprachen an, die zu Ostern passt: ausa (= Wasser gießen) bzw. austr (= Begießen).
Dem aufmerksamen Leser wird jetzt sofort auffallen, das austr auch in der englischen Bezeichnung von Österreich – nämlich Austria – drin steckt. Das kann doch kein Zufall sein!
Aber zurück zum nordgermanischen Ursprung. Mit „vatni ausa“ wird ein alter heidnischer Wasserritus bezeichnet. Vatni ausa bedeutet allerdings nichts anderes als „mit Wasser begießen“ und die Taufe macht nichts anderes. In früherer Zeit war die Taufe das zentrale Ereignis zu Ostern. Streng genommen ist die Taufe nichts anderes als eine Weihe.
Zum Ostara-Fest wurden seit je her auch die Felder vorbereitet und geweiht. In diesem Segnungsritual schreiten die Bauern (zum Teil auch heute noch) die Felder ab und bitten durch Verbrennen von Kräutern und anderem um reiche Ernte und Schutz der Felder.
Ostern kommt von Geburt
Kommen wir doch nocheinmal auf das Wort ostara zu sprechen. Dieses Wort lässt sich durchaus von der Laut- und Sprachgeschichte ableiten.
Die erste Silbe „os“ hat die Bedeutung Mund, Schoß, Erde, Geburt und Entstehung. Die zweite Silbe „tar“ ist eine Tätigkeit – und bedeutet soviel wie „zeugen“.
Wenn im Frühjahr die ersten grünen Spitzen durch den Schnee/die Erde hervorlugen, so kündet dies den Menschen an, dass der harte, entbehrungsreiche Winter und die Zeit der langen Dunkelheit vorbei ist. Es ist also nicht unbedingt abwegig, „ostara“ mit (Wieder)Geburt der Natur und Welt in Verbindung zu bringen. Möglicherweise geht dies auf alte Schöpfungsmythen zurück, mit denen sich die Menschen die Entstehung der Welt erklärten. Die Erzählung vom Weltenei gehört zum allgemeinmenschlichen Mythenschatz – wenn es soetwas überhaupt gibt. Aber sowohl Inder, Perser, Ägypter, Griechen und andere Völker kennen ähnliche Geschichten von der Keimzelle der Götter, der Menschen und der Natur.
Eine Legende erzählt von der großen Göttin, die vor dem Anbeginn der Zeit ein Weltenei gebar und es zwischen ihren Brüsten über Jahrtausende wärmte und reifen ließ. Als sich Sprünge in der Schale zeigten, legte sie es ins große Dunkel. Die Schale zersprang und hervor kam die ganze Welt: die Erde, das Wasser, Tiere und Pflanzen. Die Sonne entstand aus dem Dotter. Und damit man sich an das große Werk erinnert, werden auch heute noch die die ältesten Tierarten der Welt aus Eiern geboren.
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Quelle: u. a. Wikipedia und Jahreskreis.info
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