Das Osterfeuer
Feuer hatte für die Menschen schon immer etwas Magisches. Es verwundert daher nicht, dass Feuer auch bei uralten Riten eine große Rolle spielte. Da das Osterfest durchaus auch heidnische Wurzeln besitzt, wurden einige der alten Bräuche übernommen und vom Christentum einfach adaptiert. So auch das Osterfeuer.
Der Magie des Feuers konnte sich der Mensch noch nie entziehen
Die Archäologie kennt mehrere uralte Kultfeuer- und Brandgruben. Es waren Plätze, an denen sich die frühen Menschen zusammenfanden und ihre Traditionen und Kulte pflegten. Dazu gehörten beispielsweise Opferfeste aber auch die Sonnenwendfeiern im Winter und Sommer. Ein direkter Zusammenhang zum Osterfest ist nicht durch konkrete Funde gestützt, jedoch naheliegend, denn mit dem Vorläufer des Osterfestes, dem Ostara-Fest, wurde das Erwachen der Natur im Frühjahr gefeiert. Ostern liegt nicht ganz zufällig sehr nahe an der Tagundnachtgleiche (Äquinotikum) im Frühjahr. Diese fällt auf den 20. März. Das Symbol für den Beginn eines neuen Jahres und dem Wiedererwachen der Natur findet sich in fast allen Osterbräuchen – so auch in den Ostersträußen oder in den Osterblumen – wieder.
In der Liturgie bringt das Osterfeuer den Menschen das Licht Christi
Das Element Feuer fand sehr schnell Eingang in die Religionen und damit auch in die christliche Liturgie. So wird in der Osternacht (vom Karsamstag auf den Ostersonntag) ein kleines Feuer entfacht, um das sich die Gemeinde versammelt. Der Priester bzw. Pfarrer entzündet an diesem Feuer die Osterkerze. Sie wird geweiht und als „Lumen Christi“ durch die dunkle Kirche getragen. Die Osterkerze symbolisiert das Licht, das Jesus Christus zurückbringt auf die Erde. Die Botschaft ist einfach: Einst folgte das Volk Israel der Feuersäule durch die Wüste, so sollen die Gläubigen Jesus Christus auf dem Weg vom Tod zum Leben folgen.
Weltliche Osterfeuer werden weithin sichtbar auf Anhöhen entzündet
Vom liturgischen, kleinen Osterfeuer unterscheiden sich die großen, weltlichen Osterfeuer, die in vielen Gegenden auch Ostermeiler genannt werden. Hier gibt es erste Belege, dass die Tradition bereits um das Jahr 750 in Frankreich entstand.
Die heißen Feuersäulen sollen sinnbildlich den Winter vertreiben und zeigen weithin sichtbar den Beginn des Frühlings an. Der Zeitpunkt der Entzündung unterscheidet sich in Deutschland von Region zu Region. Oftmals werden die Osterfeuer bereits am Karsamstag entzündet. In Westfalen/Lippe dagegen brennen die Osterfeuer am Abend des Ostersonntags. Im Sauerland erhellen sie dagegen erst am Abend des Ostermontages die Ortschaften.
Mit dem heiligen Feuer des Osterfeuers wurde das Herdfeuer neu entfacht
Früher war es üblich, dass die Menschen, bevor sie zum Osterfeuer gingen, im Haus das Herdfeuer löschten. Das Osterfeuer wurde dann ganz neu entfacht – in der Regel mit Stein und Stahl. Nur das so entzündete Feuer galt als heilig, denn es symbolisierte die verjüngte Jahressonne. Wenn das Osterfeuer herunter gebrannt war, nahm man das Feuer mit Fackeln nach Hause und entzündete damit das Herdfeuer wieder.
Für das Osterfeuer gab selbstverständlich jede Familie und jedes Haus eine Spende. Die Dorfjugend sammelte das Holz ein und türmte es auf. Noch heute werden Baum- und Strauchschnitt für das Osterfeuer zu großen Holzstößen hoch aufgetürmt. Die Osterfeuer werden meist auf Anhöhen aufgebaut, damit sie weithin sichtbar, denn früher glaubte man, dass soweit der Lichtschein dieser Feuer reicht, er dem Land Glück und Wohlstand brachte. Außerdem sollten alle Häuser, die der Feuerschein erfasste, vor Bränden gefeit und ihre Bewohner von Krankheiten verschont sein. Um diesen Segen noch weiter zu verbreiten, ließ man die Osterräder zu Tal rollen oder trieb brennende Scheiben über die Felder. Der Anblick in der dunklen Nacht ist entsprechend spektakulär.
Heute haben die Osterfeuer durchaus Volksfest-Charakter: Man trifft sich, erzählt und feiert miteinander
Bis heute ist es üblich, dass die Dorfjugend den Holzstapel bewacht, da seine Errichtung mehrere Tage in Anspruch nehmen kann. Ein vorzeitiges in Brand setzen durch Scherzkekse und Saboteure soll so vermieden werden, denn in vielen Regionen gibt es einen Wettstreit zwischen den Nachbarorten, wer das höchste und größte Osterfeuer hat. Ähnlich wie beim Maibaumklauen gilt hier der alte Spruch: Im Krieg, in der Liebe und beim Osterfeuer ist alles erlaubt.
Meist trifft sich das ganze Dorf am Karsamstag am Osterfeuer. Es gibt Glühwein und Bier. In der Regel gibt es regionale Spezialitäten vom Rost bzw. Grill. Die Entzündung des Osterfeuers hat somit durchaus Volksfest-Charakter. An vielen Orten gibt es auch Musik und Tanz bis in die frühen Morgenstunden. Mittlerweile locken die größten Osterfeuer sogar schaulustige Touristen an. In manchen Regionen Deutschlands wird hoch oben auf dem Osterfeuer eine Puppe verbrannt, die letztlich niemand geringeres als Judas Ischariots, dem Verräter von Jesus Christus, darstellen. Dieser Brauch heißt dann auch Judasverbrennen.
Mehr als ein Nervenkitzel: Der Sprung durch das Osterfeuer
Der Legende nach bedeutet der Sprung durch das Osterfeuer Glück. Bereits viele Liebespaare sprangen Hand in Hand über das heruntergebrannte Feuer, denn dieser Brauch soll eine lange, gemeinsame und glückliche Zukunft bescheren. Ebenso wagen junge Bauern den Feuersprung, denn sie hoffen auf eine reiche Ernte. Wer jedoch bei diesem Sprung stürzte, musste laut Aberglauben mit seinem baldigen Tod rechnen. Um das Unglück abzuwenden oder zumindest abzumildern hilft nämlich nur noch, sich mit der Asche des Osterfeuers das Gesicht zu schwärzen, denn die Asche bringt Glück und Gesundheit für ein ganzes Jahr.
War früher das Osterfeuer verloschen und die Asche abgekühlt, so wurde sie noch auf den Feldern verteilt. Die Asche sollte für eine fruchtbare Erde und eine ertragreiche Ernte sorgen.
Bildquelle: Die Osterfeuer erhellen die Osternacht. Von: Petra Bork / pixelio.de