Das Osterfest (Teil II)
Die Wurzeln des Osterfestes
Wurde im ersten Teil doch eher die Wortherkunft näher beleuchtet, so geht es in diesem Teil noch einen Schritt weiter in die Tiefe und damit zu den Anfängen menschlicher Geschichten.
Bisher stand die Wortherkunft des Wortes Ostern im Deutschen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Erstaunlicherweise geht das Deutsche da einen gesonderten Weg. Auch die meisten slawischen Sprachen gehen diesen Sonderweg. Dort heißt Ostern soviel wie „große Nacht“ bzw. „großer Tag“.
In der Regel ist es in vielen anderen Sprachen (z. B. Spanisch, Französich, Griechisch, Niederländisch oder Schwedisch) möglich, das Wort Ostern auf das jüdische Pessach-Fest zurückzuführen.
Das jüdische Pessach-Fest
Das Pessach-Fest ist das höchste jüdische Fest und feiert den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Da mit Ostern auch die Auferstehung Jesus Christus gefeiert wird, sind Pessach-Fest und Ostern untrennbar miteinander verbunden. Nach dem Zeugnis des Neuen Testaments fällt die Kreuzigung und damit der Tod von Jesus auf das Pessachfest bzw. das Pessachfest ging der Kreuzigung unmittelbar voraus.
Darüberhinaus wurden beim christlichen Osterfest viele Elemente des Pessach-Festes übernommen und leicht (auf Jesus) umgedeutet. So ist das Symbol des Osterlammes jüdischen Ursprungs. Es erinnert an die zu Pessach geschlachteten Lämmer auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Gemeinsam jedoch ist Pessach und Ostern die Bedeutung als Fest der Befreiung: bei den Christen als Befreiung vom Tod – bei den Juden als Befreiung aus der Sklaverei.
Ostern ist das Fest der Wiederauferstehung
Das Thema Wiederauferstehung findet sich in vielen alten Religionen. Beim Mithras-Kult stirbt der göttliche Mithras und feiert seine Wiederauferstehung aus einer Felshöhle ebenfalls an Ostern. In ganz Europa und im Mittelmeerraum war dieser Kult weit verbreitet und für das frühe Christentum eine Konkurrenzreligion, sodass man sich gezwungen sah, viele Elemente davon zu übernehmen.
Noch weiter zurück geht die Legende von Tammuzi. Sie entstammt dem Gilgamesch-Epos, das die älteste überlieferte Dichtung der Menschheit ist und aus der Zeit des alten Babyloniens stammt.
Tammuzi war der Sohn und gleichzeitig der Geliebte der Ischtar (der Ödipuss-Komplex lässt grüßen!). Das Ischtar-Tor wurde nach ihr, der großen Göttin und der Göttin der Liebe, des Krieges und der Fruchtbarkeit benannt. Ein weiterer Name Ischtars ist u. a. Astarte, was möglicherweise eine gewisse Wortverwandschaft zu Ostara hat. Aus Astarte wurde zumindest angelsächsisch Eostre. Auch das englische easter kann von Astarte abstammen.
Die Legende von Tammuzi aus dem Gilgamesch-Epos
Doch zurück zu Tammuzi. Der Legende nach ist er ein Fischsohn, weil er keinen Vater hat, da er auf übernatürliche Weise gezeugt wurde. Sogar bei Tolkien, der im Silmarillon die ältesten Elben als „die Vaterlosen“ bezeichnet, taucht dieses Motiv wieder auf. Das christliche Motiv des Fisches lässt sich ebenfalls auf Tammuzi zurückführen.
Wie Jesus starb er einen gewaltsamen Tod. Doch die Babylonier hofften auf seine Auferstehung – immerhin hieß er dumu.zi. „Dumu“ bedeutet soviel wie Sohn und die zweite Silbe „zi “ soviel wie Leben oder Auferstehung (also Sohn des Lebens bzw. Sohn der Auferstehung).
Die Babylonier opferten Tammuzi jedes Jahr in Gestalt eines Lammes als Sohn des heiligen Mutterschafes, womit zum ersten Mal das Lamm als Opfertier in der Symbolik auftaucht.
Ob man es glauben möchte oder nicht, auch die uns bekannte 40-tägige Fastenzeit, die zur Vorbereitung des Osterfestes dienen soll, lässt sich ebenfalls auf Astarte zurückführen. Dabei spielen alte astrologische Himmelsdeutungen eine wichtigere Rolle als es der Kirche vielleicht lieb ist.
Ostern ist auch das Ende der christlichen Fastenzeit
Doch schauen wir uns zunächst die christliche Fastenzeit etwas näher an: Sie beginnt am Aschermittwoch und endet in der Osternacht (nächtliche Feier am Ostersonntag, auch als Virgilfeier bezeichnet.) Die Kirche legte die Dauer von 40 Tagen und Nächten symbolhaft für das 40-tägige Fasten von Jesus in der Wüste fest. Die Zahl 40 hat im Christentum eine hohe Symbolkraft (= erdzugewandte Vielfalt) und kommt in der Bibel sehr häufig vor: 40 Jahre wandern die Israeliten durch die Wüste und Moses blieb 40 Tage auf dem Berg Sinai, um von Gott die 10 Gebote zu empfangen. Im Übrigen feiert die Kirche 40 Tage nach Ostern Christi Himmelfahrt.
Doch nun zum astrologischen Teil: Viele unserer heutigen Sternbilder lassen sich auf die alten Babylonier zurückführen. Sie kannten für Ischtar zwei Sternbilder: Zum einen ist dies das Sternbild „Jungfrau mit Ähre“, das dem heutigen Sternbild der Jungfrau entspricht, und zum anderen das Sternbild „Ischtar des Paradieses“ (Anunitum). Es zeigt die Mutter der Menschheit mit verschränkten Händen über dem Bauch. Es befindet sich genau westlich vom Sternbild „Enkidu“ (Ackerbauer). Anunitum geht im Frühling vor dem Ackerbauern am Osthimmel auf – und zwar genau 40 Tage vorher. So schaut die Mutter 40 Tage lang jeden Morgen vor Sonnenaufgang nach ihrem Sohn. Denn Enkidu ist niemand anderes als Tammuzi. Endlich am Ostermorgen wird er dann in der Morgendämmerung über dem Osthorizont sichtbar.
Noch heute lassen sich Katholiken am Aschermittwoch mit Asche ein T-Kreuz auf die Stirn malen. Dieses T steht für Tammuzi und die Asche soll von einem Palmzweig stammen. Der Palmbaum selbst war der Astarte heilig.
Viele österliche Symbole entstammen älteren Kulturen als dem Christentum
Durch diese kleine Ausführung wird (hoffentlich) deutlich, dass das Osterfest eine lange Tradition hat – vermutlich länger als den meisten bewusst ist – Es wird in vielen Kulturen gekannt und fast überall mit Auferstehung (der Natur, des Lichtes bzw. des Gottes) in Verbindung gebracht. Auch wenn die christliche Religion die „Erfindung“ des Osterfestes möglicherweise fest für sich verbucht, so hat sie doch viel an Symbolik auch aus älteren Kulturen übernommen.
Quelle: u. a. Wikipedia und Jahreskreis.info
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